Samstag, 9. Mai 2015

Tag 12 - Ein Fläschen Gas bitte!

Da war doch noch was, Papa wollte eigentlich den heutigen Tag mit einem Fisch im Kühlschrank beginnen. Er wollte sein Weidmannsglück noch vor unserer Abfahrt erneut auf die Probe stellen. Papa war jedoch irgendwie sehr müde und machte keinen Mucks als ich aufgewacht bin. Also bin ich mit Mama schon ganz früh auf nen Spaziergang raus und hab eine Hand voll Regenwürmer gesammelt um dem oben erwähnten Weidmannsglück etwas unter die Arme zu greifen.

Christi hat ihm eigentlich empfohlen mit Maiskörnern zu angeln aber da wir gestern nicht extra eine fast 3500 km hergefahrene Maisdose öffnen wollten hat er es mit Brotstücken probiert. Ich wünsch mir dass die gestrige Erfolglosigkeit am falschen Köder lag, Mama jedoch sagte sie vermute der Fehler hält die Rute... Seis drum, wir haben die Regenwürmer mit einem Blatt auf den Wohnwagentritt gelegt aber bis Daddy endlich bei Fuß war waren die Regenwürmer bereits wieder abgehauen und wir haben das Vorhaben einfach verschoben.

Wir hatten heute nur ein kleines Frühstück mit Müsli und Obst und so. Danach ging Papa zum Duschen und Spülen und kam ne halbe Ewigkeit nicht mehr zurück. Er hatte wohl die Zeit vergessen und mit einigen Leuten hier und da fachgesimpelt. Dafür kamen aber eigentlich ja nur Alfred und der Campingplatzbesitzer in Frage und somit gings also um Fahrräder, Expeditionszelte und und nach vielem anderen letztendlich auch darum wo wir denn ganz einfach die Gasflaschen tauschen könnten.

So, dem besorgten Gesicht nach könnte sich das jetzt anscheinend zum mittelschweren Problem entwickeln da die doofen Gasflaschen hier oben erstens viel teurer seien und aber vor allem einen anderen Anschluss haben sollen als die die wir kennen und dabei haben. Da es nachts mit unter 10 Grad aber schon nach ganz frisch ist hier oben wäre es mir schon ganz recht wenn die beiden beim Thema Gassbuddel baldmöglichst Ersatz finden. Heizen nachts ist das eine aber tagsüber muss ja irgendwo her auch mein ganzes Essen herkommen und ohne Gas ist auch da nix gscheites zu erwarten. Den Kühlschrank können wir meistens mit Strom betreiben das sollte zumindest gehen.

Meine Eltern haben sich dann von allen verabschiedet und ich hatte Dimitri den Hund noch mal ne Weile gestreichelt. An der ersten großen Tankstelle haben wir dann getankt und nach dem Gas gefragt. Es war wie befürchtet - statt wie beim Hymer in Waldsee für 11 kg 17 Euro zu bezahlen wollten die hier allein für den Tausch umgerechnet ca. 75 Euro haben! Papa hat sich dann noch die Flaschen angeschaut und hat beim zrücklaufen schon ein „oh wa“ von den Lippen gegeben das hab sogar durchs Fenster deutlich gesehen. Die Flaschen hier oben haben ein Innengewinde und nicht wie unsere ein Außengewinde also heißts jetzt erst mal Gas sparen.

Über Mittag haben wir an einem schön am Meer und an unserer Route gelegenen Campingplatz angehalten um dort Pause zu machen. Gegen Abend dann kamen wir am Campingplatz in Umea an. Wir haben trotz den Sorgen ums restliche Gas noch mal lecker gegrillt. Nach dem gemeinsamen abendlichen Spaziergang auf dem ich den extra für mich mitgenommenen Buggy mindestens 1000 Schritte selbst geschoben habe sind wir dann wieder ins Womo zurück. Morgen ist Sonntag da stehen die Chancen auf ein Fläschchen Propan/Butan Gemisch sowieso recht schlecht deshalb blieb die Heizung heute Nacht aus und wir kuscheln uns vorsichtshalber mal ganz eng zusammen.

Guts Nächtle.


Juna




On the road again

So was nennen die hier ein Skigebiet...



















Tag 12











Freitag, 8. Mai 2015

Tag 11 - Anglerlatein

Die Nacht war trotz Flughafen und Kieswerk letztendlich doch noch erholsam da beide Verkehrsmittel wie auch wir in der Nacht Ruhe gaben. Ich kann jetzt nach 10- tägiger Campererfahrung behaupten dass es sich hier drin echt gut und gemütlich schlafen lässt. Allgemein gefällts mir, der großen blonden und dem 40- jährigen die mich hier auf die Rundreise mit dem Womo mitgenommen haben echt super gut.

Das alles hier hat echt was ganz ganz besonderes. Es ist was das man gar nicht so genau beschreiben sondern eigentlich nur fühlen kann. Besonders gut gefällt mir dass ich immer und quasi rund um die Uhr mit den beiden oben erwähnten Menschen zusammen sein kann. Sie behaupten sie seien meine Etern, ich freu mich dass es so ist und ich bin mir sicher dass die beiden mit dieser Konstellation auch sehr glücklich sind - das spür ich einfach.

Ich fühl mich rundum pudelwohl. Ich erlebe jeden Tag aufs neue diese spannenden, lustigen, schönen und halt einfach besonderen Stunden. Ich seh erstaunliche Dinge die ich noch nie gesehen habe und lerne andere Erwachsene, Kinder und auch neue Tiere kennen. Für mich in meinem jungen Leben sind das momentan recht große Schritte aber große Schritte machen mich schnell, bereiten mich auf den Lauf des Lebens vor und bereiten mir viel Freude.

Die Sache mit dem Womo ist auch viel entspannter als alle erwartet haben und die angebliche Enge hier drin macht uns zumindest bis jetzt noch gar nix aus. Man hat immer alle 7 Sachen dabei, man kann ohne Sorge um ein Dach überm Kopf dahingondeln solange man Lust hat, man muss nicht alles planen, man hält wo es schön ist, man tut was man will, man ist zusammen, man hats gemütlich und man genießt.

Leider muss man tanken...

Papa ist aber ganz zufrieden mit dem Durst des Mercedes hab ich ihn sagen gehört. Er braucht weniger als nen Eimer voll für 100 km und das sei ganz ok für die Fuhre.

Heute hatten wir vor für einen Zwischenstopp ans Meer runter zu fahren. Auf der Landkarte war ein kleines Örtchen eingezeichnet und auf der Karte sah es auch ganz idyllisch aus. Nun ja in echt wars jetzt nicht ganz so romantisch aber am Wasserkraftwerk wars auch ganz nett. Wir hatten halt noch die hunderten idyllischen Flecken Erde im Kopf die wir auf dem Weg schon vom Auto aus gesehen haben. Ich hab ein ganzes Ei verdrückt, Papa hatte nen Kaffee und dann waren wir ne gute Stunde draußen.

Es haben anscheinend noch nicht alle Campingplätze auf da die Saison noch nicht recht begonnen hat aber hier der Campingplatz in Antjärns mit eigenem See war geöffnet. Wir waren bis dahin gut 350 km unterwegs. Der Mann war ein Schweizer. Ein Auswanderer der vom dortigen Trubel anscheinden genug hatte und sich hier vor nem Jahr den Campingplatz zugelegt hat. Er war sehr nett und hat uns gezeigt wo wir uns am besten hinstellen. Einige Plätze waren noch sehr weich in der Wiese was uns hätte einsinken lassen. Das hat uns auch nicht gewundert als er erzählt hat dass der See bis letze Woche noch zugefroren war und es teilweise weiter oben noch Schnee hatte.

Kurz darauf kam noch ein Schweizer Wohnmobil zu uns auf den Platz gefahren. Meine Eltern haben sich gleich ganz nett mit ihnen unterhalten da sie echt sehr freundlich und nett waren. Mich hat allerdings vor allem der schöne Hund interessiert der da ausgestiegen ist – er hieß Dimitri und mit dem hab ich gleich mal Freundschaft geschlossen.

Der Mann hieß Alfred und war Tierarzt. Er war seit wenigen Tagen in Rente und hatte echt was ganz besonderes vor! Er fährt jetzt mit seiner Frau Astrid und dem Wohnmobil bis hoch ans Nordkap und fährt dann von dort oben aus mit dem Fahrrad und dem Hund mitsamt Anhänger durch Finnland und Russland wieder zurück in seine Heimat die Schweiz. Danach möchte er noch weiterradeln bis ans Kap der Guten Hoffnung nach Südafrika! Wow sagen wir da nur, alle Achtung! Alfred hat sogar eine eigene Website: www.sasbybike.ch

Heute hat Papa immer wieder große Worte übers Angeln geschwungen und was gefaselt von „Euer Familienoberhaupt besorgt euch heute was zum Essen“ und „Der Fisch wird so groß sein dass er uns für 3 Tage durchbringt“ und „es wird dann aber gegessen was auf den Tisch kommt“ usw. usw. Wir haben die Angel mit zum See runter genommen die wir netterweise von Christi ausgeliehen bekommen haben und er hat angefangen sich mit der Rute zu beschäftigen.

Komisch sahs aus, als hätte er so ein Ding noch nie in der Hand gehabt... Bremse auf, Bremse zu, immer wieder werfen und kurbeln. Manchmal fliegt das bunte Ding mit dem Haken dran auch tatsächlich raus aufs Wasser aber manchmal klatschts auch direkt vor ihm in den See. Manchmal wickelt sich auch zuviel Schnur ab was er irgendwie nicht so recht abhaben kann aber mit der Zeit scheints die Sache zu klappen. Wir sind dann erst mal ins Womo hoch als es angefangen hat zu regnen und haben den frischgebackenen Angler in Ruhe gelassen.

Mama, in weiser Voraussicht, hat erst mal Spätzle abgekocht und ich hab mit ihr Salat hergerichtet...

Papa kam irgendwann zurück, der Eimer war leer, der Kittel nass, die Finger kalt und die Sprüche deutlich leiser als zuvor. Er will morgen noch mal raus...

Die Kässpätzle waren aber sehr lecker und haben uns jetzt zumindest mal für heute durchgebracht...


Gute Nacht!


Juna





Eier mag ich












Dimitri kommt! :-)


Lass mich da mal ran... 




Ich hab den Fisch wieder freigelassen, ehrlich!

Auch gut



Donnerstag, 7. Mai 2015

Tag 10 - Polkagris und Camping neben der E4 und unter der Flugschneise beim Kieswerk


Hej,

gestern hatte ich euch doch noch den Mund wässrig gemacht mit den weltberühmten Süssigkeiten die es hier in Gränna anscheindend geben soll und heute haben wir uns auf den Weg gemacht um die Geschichte mal zu erkunden. Wir sind jetzt doch nicht mit den Fahrrädern losgezogen da es hier und da ein wenig geregnet hat. Ich wäre sonst dort hinten auf dem Kindersitz bestimmt recht nass geworden und außerdem muss ich jetzt irgendwann auch mal schlafen was ich im Tragetuch normal gut kann.

Ich durfte dann bei Mama wie schon von ganz klein an ins Tragetuch und mit Schirm und Mütze sind wir dann zu Fuß los. Na ja, den Schirm hatten wir nicht ein mal aufgespannt und allesamt waren wir zu warm angezogen aber besser so als im Nassen rumspazieren. Oben im Dorf angekommen haben wir dann schon gesehen was das Polkagris ist - fast jeder von den Erwachsenen kennt die rot / weißen Zuckerstangen...

Polkagris


Süssigkeiten ohne Ende hier im Dorf, fast an jeder Ecke gibts ne Zuckerbäckerei die die Stangen und ne Menge anderes Zuckerzeug verkaufen und teilweise in Handarbeit herstellen. Meine Eltern haben ein paar Sachen gekauft meinten aber wie immer bei sowas das sei für mich viel zu ungesund und sie würden es auch nur als Mitbringsel für Zuhause mitnehmen. Komisch nur dass ich die Sachen im Auto nirgendwo mehr finden kann und ich sags euch ich kenn in dem Wagen mittlerweile jede auch noch so kleine Ecke...

Wir wollten ja noch Wäsche waschen und trocknen aber dafür braucht man insgesamt 9 von diesen 5 Kronen Münzen und die Frau an der Rezeption ist erst ab 12 wieder da. Mama hat im Supermarkt Bananen und Salat gekauft um ein paar von diesen Münzen zurückzubekommen und Papa nahm auch deswegen ein Brot (da waren rote Beeren drin versteckt...) beim Bäcker mit. Bis wir jedoch am Camping zurück waren hatte auch die Rezeption wieder auf und wir konnten die restlichen Münzen dort holen.

Da waschen und trocknen zusammen fast zwei Stunden dauert ist Papa noch joggen gegangen und ich hab mit Mama andere Sachen gemacht an die ich mich gar nicht mehr erinnern kann. Ich weiß nur noch dass ich mit den beiden anchließend wieder zum duschen musste und ich glaub ich hatte schon erwähnt dass mir das zurzeit nicht gefällt. Allen anderen auf dem Platz hab ichs dann auch noch so laut ich eben für angemessen hielt mitgeteilt damit die das auch mal wissen.

Nachdem das alles erledigt war haben wir wieder das Womo klargemacht und wollten los. Wenns nicht schon nach 15 Uhr gewesen wäre dann wäre Papa sicher auch wieder mit seiner Karte in den Waschbereich hineingekommen aber nach 15 Uhr sind die hier doch gesperrt. Nach ein zwei drei mal hin und her hat uns dann der Gärtner die Bude aufgemacht und wir hatten wieder alle 7 Sachen beinander.

Eine lange fast 350 km lange Fahrt begann die ja heute aufgrund des späten Starts bis in den Abend dauerte. War nicht so schlimm, die Landschaft war super schön und der Verkehr auf der sehr breiten und ruhigen Autobahn ganz erträglich und wir hatten viel zu quatschen.

Als ich dann Hunger bekam und irgendwann keine Lust mehr hatte sind wir dann von der E4 runtergefahren um an einem See oder so ähnlich zu campen. So oder so ähnlich hatten wir uns das vorgestellt aber im Halbdunkeln hielten wir dann an einem anderen Platz der sich als sagen wir mal verkehrsgünstig gelegen herausgestellt hat...

Das er neben der E4 war mag nicht ungeschickt gewesen sein aber dass er unter einer Flugschneise des dortigen Verkehrsflughafens gelegen hat war uns erst nicht bekannt und dann aber egal. Wir haben noch gegessen und Mama ging noch joggen. Morgens fiel mir dann noch auf dass die ganze Zeit so Baustellenlastwagen wie ich einen in klein zuhause hab direkt an meinem Fenster vorbeigefahren sind. Cool, die holen alle 5 Minuten Kies im Kieswerk direkt neben uns... Ich fands interessant und hab denen wild und freudenstrahlend gewunken.

Aber das gehört eigentlich auch schon zur Geschichte für den morgigen Tag.

Bis dann.


Juna




Ich finde dich Zuckerstange











In der Zuckerbäckerei...








Ui, heute fährt die Mama



Gute Nacht dann