Samstag, 6. Juni 2015

Tag 40 - Mit Henry auf dem Preikestolen

Es war wie ne kleine Trauerunde heute morgen an unserem Tisch... Das Wetter war nämlich echt bescheiden und das wo wir doch alle zusammen auf den Preikestolen steigen wollten. Über uns hingen dunkle Wolken und zeitweise ließen sie dicke Regentropfen auf uns herunterfallen. Mal wurde es wieder ganz hell dann aber wieder dramatisch düster. Das Wetter wusste nicht was es will und wir wussten es auch noch nicht. Sollten wir die Tour wagen oder nicht? Wenn die Regenwahrscheinlichkeit hoch wäre dann würden wir keinesfalls auf den Wanderpfad gehen das war klar. Es musste auf jeden Fall trocken und relativ beständig sein.

Papa ging mit mir noch ne Weile raus zum Laufen und Fotos machen. Dabei entschied er dass wir jetzt einfach mal losfahren in Richtung Preikestolen dann würden wir schon sehen was das Wetter macht. Wir hatten wohl Glück, das Wetter wurde fast mit jedem Kilometer besser und als wir am Parkplatz der Preikestolenhütte ankamen schien die Sonne. Papa hat die Wanderschuhe aus der Kiste hinten herausgeholt und meine Kraxe bereitgemacht. Außderdem packten wir 3 Liter Wasser, Wursdosen, Käse, Brot, Obst und Schokolade in den Rucksack.

Papa nahm natürlich wie immer den Fotoapparat sowie auch den zweiten Akku mit - sicher ist sicher dachte er wohl. Mama schnappte mich und Papa den Rucksack dann gings voll motiviert los in Richtung Felskanzel. Gleich das erste steile Stück zeigte Mama und Papa dass die nächsten zwei Stunden die für die gut 300 Höhenmeter veranschlagt wurden kein Sonntagspaziergang sein würden. Ich mit Kraxe wiege in etwa 12 kg und der Rucksack vielleicht 8 kg oder so was die Sache noch etwas schweißtreibender machen könnte.

Der Preikestolen ist einer der meist besuchten Sehenswürdigkeiten des Landes. Man liest unterschiedliche Zahlen aber so ca. 150000 Menschen laufen da anscheindend jedes Jahr in den Sommermonaten hoch. Der Wanderweg ist in der Hochsaison anscheinend durchgehend mit Leuten gespickt so dass alle fast Hand in Hand gehen könnten. Wir haben ja Vorsaison und es ging wirklich gut vom Andrang her. Jedoch bräuchte man auch jetzt echt keine Wegweiser denn irgenjemand ist immer in Sichtweite. Man muss ganz einfach nur den Leuten vor einem nachlaufen die vom Aussehen und von ihren Sprachen her wirklich aus allen möglichen Ländern kommen müssen.

Laut Internet seien keinerlei tödlichen Unfälle weder auf der Route nach oben noch auf der Felskanzel bekannt... Nur zwei Lebensmüde hätten sich bis heute die 600 m freiwillig von dem etwa 25 x 25 m messenden Felsplateau in die Tiefe gestürzt. Das Felsplateau ist anscheinden das Resultat einer Frostsprengung vor etwa 10000 Jahren.

Wir kamen gut voran und die Tour war recht kurzweilig. Ein großer Teil des Weges ist auf Felsbrocken oder mehr oder weniger präparierten Steinwegen gut begehbar. Manchmal muss Papa Mama die Hand geben um ihr hier und da bei größeren Schritten besseren Halt zu geben. Ich merke hinten drauf dass meine Eltern so langsam den Rhytmus gefunden haben und sogar ihren Spass an der Anstrengung haben. Manchmal gehts ganz schön tief runter aber die Aussichten sind toll und es ist amüsant was einem hier oben für Leute begegnen. Dicke und dünne Menschen, ältere Paare, Familien mit Kindern, Herren mit Hund, ein paar Kollegen mit Kraxe und sogar Damen die Schuhe tragen bei denen man annehmen könnte dort oben wäre die Preikestolen- Disco. Eine super Sache ist das.

Wir waren genau in der Zeit und kamen nach etwa zwei Stunden vor der letzen Kurve an. Wahnsinn wie man hier schon über manch Kante nach unten sieht. Wir können es kaum glauben als wir der Zielgeraden zur Felskanzel näher kommen. Papa dachte immer man komme von hinten an die Felskanzel heran und kann dann ganz nach Lust und Laune immer weiter nach vorne gehen aber dem war nicht so. Man muss schon noch an der Felskante entlang laufen neben der es wenige Meter weiter drüben bereits atemberaubende 600 m senkrecht, teilweise überhängend nach unten geht. Unten schimmert der blaugrüne Lysefjord auf dem man die Schiffe fast nur noch an ihrer Spur im Wasser erkennt. Absolut einzigartig wie man sich da fühlt.

Alle Achtung vor Mama die das alles gut gelaunt und ohne mit der Wimper zu zucken mit mir auf dem Rücken gemeistert hat obwohl sie früher ja mal starke Höhenangst hatte. Wir fühlten uns ehrlich erst total unwohl als wir die Leute sahen wie sie sich an die Kanten des Plateaus setzten, ihre Füße nach unten baumeln ließen oder sich an der Kante entlang liegend fotografieren ließen. Die einen würden sagen dass ist ja echt mutig aber andere zu denen wir auch gehören denken eher an groben Leichtsinn. Allein dort oben wäre das noch relativ sicher aber mit zig oder hunderten anderen fremden Leuten um sich rum die alle wie im Hühnerhaufen durcheinanderlaufen um das beste Foto zu machen ist allein das Zuschauen doch schon recht beängstigend. Das macht echt nasse Hände.

Wir meistern die letzte Kurve und ausgerechnet in dieser halten meine Eltern noch ein nettes Schwätzchen mit einem Allgäuer aus Nesselwang. Oben auf dem Plateau angekommen lassen wir den Ausblick auf uns wirken. Wir genießen wir die Sonne, machen einen Rundgang und vespern erst mal gemütlich. Wir schießen ein paar Fotos bis dann leider der Akku erschöpft ist. Der zweite Akku war genauso leer wie der erste was heute nen kleinen Knick in den ansonsten perfekten Tag gemacht hat aber was solls – wir haben ja alles mit eigenen Augen gesehen.

Sogar eins meiner Kuscheltiere hab ich extra bis mit nach ganz oben getragen damit auch er einmal in seinem Leben dieses luftige Hochgefühl haben kann. Henry, das selbstgestrickte Erdmännchen das ich von Mamas Freundin Esther bekommen habe, hat mit mir die geniale Stunde auf der Felskanzel verbracht und wird mich immer dran erinnern. Danke Esther!

Ohne ein weiteres Foto trug mich Papa wieder nach unten und auch das lief wie geschmiert. Alles gut. Wir fuhren noch bis nach Bjorkenes kurz vor Mandal an dessen Sandstränden wir die nächsten anderthalb Tage verbringen wollen.

Bis dann, wir sind alle ganz geschafft.


Juna






Ok, die Schaufel hat mehr Zähne als ich

Los, beweg dich

Guten Morgen doofes Wetter!



Hier Papa, ein Stein - dieses mal ists wirklich ein ganz besonderer


Ich liebe Supermärkte...

... aber die Preise  hauen mich echt um.



Mein Freund Henry darf heute auch mit




Kleine Stärkung zwischendurch


Wir habens geschafft...



















Freitag, 5. Juni 2015

Tag 39 - Der Buarbre- Gletscher lässt uns nicht an sich ran

Kinsarvik am Sorfjord begrüßte uns sonnig und ließ uns gut gelaunt aufstehen. Gleich früh morgens wurde ich wieder mal mit unter die Dusche entführt. Ich sah das schon auf mich zukommen als Mama und Papa mich ständig so kindisch fragten: „Juna, gehen wir heute wieder Duschi Duschi?“. Ich ignorierte diese Ansagen hartnäckig und tat mal so als wüsste ich nicht was die meinen aber nützte ja nix. Frisch und munter begann so unser Tag.

Eines unserer nächsten Hauptziele ist ja der Preikestolen, die 600 m senkrecht über dem Lysefjord thronende Felskanzel. Somit schlugen wir diese Richtung ein und fuhren auf der Straße 13 in Richtung Stavanger. Die 13 beziehungsweise ihre Umgebung ist erneut unglaublich abwechslungsreich und unsere Sehnerven werden ununterbrochen mit schönen Bildern gereizt. Im Gebiet des Preikestolen und danach werden wir uns ja leider schon im südlichsten Norwegen befinden und in bereits vier Tagen legt unsere Fähre von Kristiansand ab und bringt uns nach Hirtshals in Dänemark.

Wir hatten gestern Abend noch ausgemacht dass wir wenn heute das Wetter gut sein sollte die im Aldi- Reiseführer beschriebene Wanderung an die Gletscherzunge des Gletschers „Buarbre“ machen wollen. Um an den Startpunkt der Wanderung zu kommen soll man vom Ort Odda aus die rund 6 km lange Stichstraße ins Buartal fahren an dessen Ende man einen Bauernhof findet. An diesem Hof soll der Wanderweg losgehen der einen durch üppige Farnwälder und über Geröllfelder bis direkt an die Gletscherzunge führt.

Wir fuhren durch Odda, fanden auch auf Anhieb die Stichstraße die wir bis zum Gehöft nehmen sollten aber warum bremste Papa auf einmal am Eingang zur besagten Straße? Meine Eltern diskutierten wie ich meinte mitbekommen zu haben über ein einem Schild auf dem ein durchgestrichenes Wohnmobil zu sehen war. So ein Mist aber auch, Fahrzeuge über 2 m Breite dürfen hier nicht nach hinten fahren.

Da kam uns eine wie wir fanden geniale Idee, wir binden unsere Fahrräder los und fahren mit denen dann die 6 km bis zum Bauernhof und laufen dann zum Gletscher. Wir parkten direkt hier am Campingplatz und gesagt getan, Mama richtete Vesperbrote sowie Getränke und Papa machte sich daran die Räder vom Träger runter zu bauen. Er hatte bereits das erste weggemacht als wir ein paar besser gesagt viele unschöne Worte von hinten vernommen haben. Zwischen diesen Worten vernahmen wir welche die besagten dass das zweite Rad hinten einen Platten hat...

Flicken wollten wir jetzt nicht auch noch anfangen. Das erste Rad wurde wieder oben befestigt und aus lauter Frust packten wir trotzdem die Kraxe und der Rucksack voll mit allem was wir brauchen konnten – nun sollte gelaufen werden soweit uns die Füße tragen und im Notfall könnten wir ja runterwärts stoppen so war Mamas Gedanke. Sind ja nur etwa 6 km bis zum Hof hoch, 3 km durch die Farn- und Geröllwüste bis zur Gletscherzunge und alles wieder zurück...

Wir kamen ganz gut und guter Dinge am Hof an aber mussten dann dort leider von anderen Gästen und von einem Schild erfahren dass der Wanderweg aufgrund von Schnee usw. noch geschlossen sei. Na ja, es war auch bis hier her wunderbar und nach einem herzhaften Vesper gingen wir zurück zum Auto. Der sportliche Teil des Tages war hiermit bereits erledigt wobei ich es hinten in der Kraxe drin eigentlich gar nicht so anstrengend fand. Anschließend setzten wir unsere Fahrt fort und wollten noch bis kurz vor den Preikestolen kommen um dann am nächsten Tag relativ kurzfristig dort sein zu können.

Der Latevoss Wasserfall nötigte uns noch zu einem kurzen Zwischenstopp. Sein Wasser kommt von der Hardangervidda und stürzt über eine 400 m lange Wassertreppe zu Tal. Hier begegnete uns noch ein junger bärtiger Italiener auf einer 125er Vespa PX der ganz alleine von Italien aus mit seinem voll bepackten Gerät eine Norwegenreise machte. Wir wünschen ihm alles Gute für seine Tour!

Weiter auf der 13 begegneten uns noch ne Menge Oltimerlastwagen die wie wir bei Sonnenschein über Pässe fuhren von denen aus man noch Schnee und weitere Wasserfälle sah. Etwa 30 km vor dem Preikestolen stellten wir uns auf einen Platz zwischen Fjord, Straße und Schafweide und verbringen die Nacht.

Ich drück beide kleine Daumen für gutes Wetter morgen damit ich mich auf den Felsbrocken so hoch über dem Wasser hochtragen lassen kann.



Juna




Ich und meine Steine das ist eine besondere Beziehung...


Campingplatz in Kinsarvik

Nommel kurz rauskehra dann kaas losganga

Platte











Dieser kleine Stein steht mitten auf dem Campingplatz in Odda

Der Lattevossen


Voll bepackt auf Vespa- Tour







Für die, die es genauer wissen wollen: