Donnerstag, 28. Mai 2015

Tag 31 - Über den Trollstigen

Kurz nachdem ich gestern Abend ins Bett gegangen bin habe ich nix mehr von diesem Quietschen, Knarren, Sägen und Krachen gehört das mir vorher immer leise in den Ohren lag. Schräg gegenüber im Wald war ein Waldarbeiter mit so einer gelben Monstermaschine beschäftigt Bäume von klein bis echt groß einfach so zu ernten wie ich vielleicht Gänseblümchen pflücken könnte. Das hab ich beobachtet während wir mit der Angel und dem neuen Haken ausgestattet zum Fjord runterlaufen wollten aber dann wegen schwerem Gelände und Schafweiden nicht mehr weiter kamen.


In ein paar Augenblicken mit dem langen Arm und dem groben Kopf der Maschine unter knarren und quietschen den Stamm anpacken, zack absägen, schwupps anheben, rums umfallen lassen und einmal der Länge nach durchziehen - dabei gleichzeitig entasten und in „handliche“ Stücke ablängen. So ging das mit einem Baum nach dem anderen quasi im Minutentakt. Heute morgen hörte ich es dann aus ner etwas anderen Ecke des Waldes quitschen und knarren.



Auf unserem weiteren Weg in Richtung Geiranger Fjord sahen wir viele Holzkirchen wie sie hier in Norwegen bzw. in Skandinavien üblich sind. Meist sind sie weiß und nicht so groß wie bei uns. Die Friedhöfe sind schlicht und einfach gehalten. Die Gräber haben keine Einfassungen und auch keinen aufwendigen Blumenschmuck. Die Grabsteine sind meist alle in einer Ausrichtung aufgestellt wobei wir noch nicht wissen ob sie in eine Himmelsrichtung oder auf eine andere spezielle Art aufgestellt werden. Eine dieser mittelalterlichen und großen Stabkirchen wollen wir aber auch noch während unserem Aufenthalt in Norwegen anschauen.

Nach unserem Einkauf heute bekam ich zum ersten mal einen Joghurt mit frischen Erdbeeren. In einem Reiseführer stand man solle unbedingt die Erdbeeren der Region kosten wobei die Bauern hier noch mit dicken Jacken und Mützen draußen rumlaufen und und die Erdbeerfelder noch keinen einzigen roten Fleck durchblicken lassen. Meine Joghurt- Erdbeeren waren jedenfalls noch aus Holland was mir aber ziemlich schnurz war, es schmeckte mir einfach sehr gut. Vielleicht bekommen wir ja in ein paar Tagen doch noch ein paar original norwegische Erdbeeren irgendwo.

Wir fuhren durch das Isterdal und es wurde immer steiler und steiler. Dann standen wir vor dieser gigantischen Felswand und dachten dass es hier irgendwann nicht weitergehen kann. Wenn man jedoch genauer hinschaut sieht man eine Straße die sich wie eine lange Schlange ganz eng an den Fels geschmiegt hochwindet. Man kann sich kaum ausmalen was das für eine Arbeit gewesen sein muss diesen Weg vor etwa 90 Jahren in den Stein zu hauen.

Der Trollstigen gehört zur Straße 63, einer der berühmtesten Straßen Norwegens. Elf Serpentinen falten das Asphaltband so kunstvoll zusammen dass es am Hang Planz findet. Mittendrin stürzt der Wasserfall Stigfoss direkt neben der Straße 180 m in die Tiefe. Früher war der Pass ein Reitpfad der dann von 1928 bis 1936 in den Trollstigen umgebaut wurde. Es war schon ein kleines Erlebnis das Wohnmobil hier hoch zu treiben wie einst die Reiter ihre Pferde. Oben angekommen haben wir uns wie es alle braven Touristen machen im Souveniershop umgesehen und sind auf die Aussichtsplattformen rausgelaufen um Fotos zu machen.

Laut einer Sage sollen die vier großen gezackten Berge Trolltindan, Kongen, Dronningen und Bispen einst Trolle mit rüsselförmigen Nasen, kleinen Augen und struppigen Haaren aus Moosen und Wurzeln gewesen sein. Auf dem Weg zu einer Hochzeitsgesellschaft sollen sie so getrödelt haben, dass die Sonne sie überrascht und in Stein verwandelt hat. Von mir aus war das voll ok von der Sonne denn die Kollegen sind mir in echt nicht so ganz geheuer...

Meterhohe Schneewände lagen links und rechts von uns während wir vom Trollstigen runterfuhren. Unten angekommen fuhren wir noch ein paar Kilometer und suchten uns einen Rastplatz kurz vor Hellesylt, dem Anfang des Gerirangerfjords. Hier werden wir jetzt kochen und uns bis morgen früh ausruhen.

Einen guten Appetit!

Juna




So ähnlich ist der typisch norwegische Kirchenstil

Schafe und Lämmer wo man hinkuckt (falls man sie im hohen Gras überhaupt findet)

Mein erster Joghurt mit frischen Erdbeeren, lecker.



Die Kollegen Trolle sind mir nicht so ganz geheuer




Wenn man genau hinschaut sieht man wo die Straße acht Jahre lang in den Fels gehauen wurde.


Die Straße springt sogar über den Wasserfall

Ob wir jemals Freunde werden?

Diesen Kuss gabs nur für's Foto






Der Weg war eigentlich "stengt" was auf norwegisch geschlossen oder zu bedeutet aber das erste Stück ging gut




Heutzutage gehts zum Glück auch mit anderen Mitteln über die Schlucht

Diese Jungs mussten bestimmt sehr schwer arbeiten

Schneeräumen mit dem Bulldozer am Trollstigen 1955

He Mama, ich kann doch kein Wikinger werden - alle Helme sind mir zu groß

Mama sollte mehr Mojito trinken. Die Minze die wir von Jan und Muriel gegen die Mücken bekommen haben wächst uns noch bis ans Dach wenns ihr weiter so gut gefällt...

Hier wurde vor kurzem erst freigefräst




Für die, die es genauer wissen wollen:





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