Mittwoch, 3. Juni 2015

Tag 37 - Flamsbahn, die anscheinend schönste Zugreise der Welt

Heut morgen haben Mama und Papa immer von der bevorstehenden Zugfahrt gesprochen. Ob die wirklich so toll sein kann wie im Reiseführer und im Internet beschrieben? Na ja, Papa will ja wie gesagt wieder mal was besonderes machen, dass Wetter ist soweit ok also spricht ja nix dagegen.

Die Flambahn mit einer Bauzeit von 20 Jahren wird beschrieben als eine der schönsten und eindrucksvollsten Bahnstrecken der Welt. Es wird von dem Panorama einer der wildesten und atemberaubendsten Gebirgspartien gesprochen. Der Zug fährt in unserem Fall die ca. 20 km lange Strecke von Flam im Tal nach Myrdal auf der Hochebene und wieder zurück. Dabei werden mit einer Steigung von max. 55 Promille (1 m Höhe auf 18 m Strecke) 863 Höhenmeter überwunden und 20 Tunnel durchfahren. Nirgendwo sonst auf der Welt gäbe es anscheinend so eine steile normalspurige Reibungsbahn wie die Flamsbahn. Wow sagen wir, das muss ja der Wahnsinn sein...

Nun ja, erst mal dort hinfahren. Die erste Etappe fuhr Mama und auf dem Weg nach Flam sah Papa dann auf einmal einen Wegweiser der zu einer Stabkirche in 6 km Entfernung wies. Da wir eine der bekanntesten und schönsten Stabkirchen nämlich die in Borgund nicht mehr anfahren werden kam diese hier gerade recht. Mal sehen was uns da hinten am Ende dieser schmalen Sackgasse so für ein Prachtstück erwartet dachten wir und Mama zirkelte das Womo in Richtung des Dorfes Undredal.

Kurz vor dem Minidorf stand dann auch schon ein Reisebus mit offenen Türen. Jede Menge Asiaten kamen hektisch mit ihren Fotoapparaten um den Hals die Dorfstraße hochgeeilt vermutlich um in 10 min an der nächsten Sehenswürdigkeit wieder raus zu hüpfen. Mama fuhr jedoch immer weiter um die Asiaten herum und dem „Stavkirke“- Schild hinterher ins Dorf hinein und ich fragte mich jetzt echt langsam ob wir da überhaupt irgendwo umscheiben können.

Uns kam auch komischerweise auch wieder der 1er BMW mit dem holländischen Pärchen entgegen den wir kurz zuvor vorbeigelassen hatten. Ah ich seh sie, die Undredal Stavkirke. Oh, die ist aber klein obwohl wir schon fast direkt davor stehen sieht die noch gar nicht nach ner Stabkirche aus wie wir sie auf Fotos gesehen hatten. Mama musste dann gezwungenermaßen auch noch das letzte Stück bis fast vors Tor der Kirche hochfahren um dort umdrehen zu können. Wo wir schon mal oben waren konnten wir ja auch grad dort parken.

Die Holländer haben uns dann erzählt dass es sich hierbei anscheinend um die kleinste Kirche Skandinaviens handelt – die Undredal Stavkirke. Die liegt zwischen gewaltigen Berghängen am Ufer des Auerlandjfords. Das nur 4 m breite Gotteshaus wurde wahrscheinlich im 12. Jhd. Erbaut. Eine Führung hätte fast 20 Euro für Mama und Papa gekostet und wäre vermutlich mit dem Schritt über die Türschwelle auch schon fast wieder beendet gewesen. Mama sagte zum Abschluss noch: „Aber echt nett wars hier hinten am Käppele“.

Dann kamen wir nach Flam und dachten uns trifft der Schlag. Was für eine Menge an Reisebussen steht denn hier auf einmal rum. Sowas hatten wir auf unserer ganzen Rundreise noch nicht gesehen. Aus aller Herren Länder karren hier die Touristen her um in die Flambahn einzusteigen. Papa holte Tickets für schlappe 100 € und wir haben uns die einstündige Wartezeit noch mit einer Mahlzeit vertrieben.

So, an den Touristenläden vorbei, das Kreuzfahrtschiff "Horizon" im Hintergrund angeschaut und rein ins Bähnle. Also aussehen tuts hier drin mal wie in jeder Bahn. Ok, warten wir die Fahrt ab. Uns gegenüber saß ein schweizer Pärchen die Interrail machten. Die beiden kamen bereits von oben und waren auf dem Rückweg. Wir redeten miteinander und bemerkten zuerst gar nicht welche Landschaft da eigentlich an uns vorbeizog. Kurz rausgeschaut und es sah für norwegische Verhältnisse doch sehr normal aus. Also abwarten die Hämmer werden schon noch kommen.

Die Schweizer erzählten uns eine Sage von einer geisterhaften Sängerin hier im Gebirge und wir werden sie vielleicht noch sehen. Wie denn das fragten wir uns. Es folgten auch noch einige dunkle Tunnel in denen von den versprochenen spektakulären Szenen draußen natürlich nix zu sehen war. Die Tunnel seien außergewöhnlich konstruiert aber das sah man ja leider auch nicht.

Oh, jetzt kommt ein sage und schreibe 5 min. dauernder Fotostop in dem man schnell nach draußen huschen kann um einen wieder recht gewöhnlichen Wasserfall zu fotografieren. Alle Touris raus, Selfies und Gruppenbilder geschossen und dann kams! Mehrere gleich angezogene Geisterladies kamen abwechselnd hoch oben hinter einer Ruine an verschiedenen Stellen raus und sangen wild fuchtelnd und über Lautsprecher einen gruseligen Singsang.

Wow.

Wieder eingestiegen, noch ganz hochgefahren, ein paar Minuten in der Station gewartet und die gleiche Route wieder zurückgefahren - nur diesmal halt runterwärts und zum Glück ohne die Geisterladies. Die 100 Euro die wir uns bei der ausgelassenen Geirangerschifffahrt gespart haben ja die haben sich heute doch echt mal richtig bezahlt gemacht das sah ich an Papas rotem Hals... Das nächste mal Öchslebahn hörte ich ihn noch sagen.

Alles was jetzt per Aussicht durchs Womofenster kam war um ein vielfaches spektakulärer und das war nur der allererste Anfang der Hardangervidda Hochebene. Wir fanden einen schon recht hoch gelegenen Platz mit eisiger Aussicht und mittlerweile Sonnenschein zum Übernachten.

Bin gespannt auf morgen.



Juna



Auf dem Weg ins kleine Dorf mit Stabkirche

Mamas VIP- Parkplatz direkt vor der Kirche

Undredal Stabkirche

Ich nahm die nette Holländerin mal an die Hand und zeigte ihr den Misthaufen


Blick in den Auerlandfjord



Parkplatz in der Vorsaison vor der Flamsbahn

Ich schau mit Papa aus dem Zugfenster...

Bahn ist einspurig, hier stehen wir und lassen den Gegenverkehr durch

Aber jetzt schnell raus, 5 min. Fotostopp

Über Papas linkem Daumen seht ihr die singende Lady in Red


Unser Nebensitzer fands besonders interessant

Die Nächsten bitte einsteigen

Leider saß das Geld für heute nicht mehr so locker für diesen schicken Hut

Im Flamsbahn Museum - das war eigentlich ganz interessant und sogar kostenlos

Alte Eigenbau- Draisinen

Ein französisches Kreuzfahtschiff, die Horizon, macht auch Halt hier


Passfahrt mit Aussicht

Man merkts schnell, wir kommen höher

Die Hardangervidda geht langsam los

Unser Rastplatz für heute Nacht






Für die, die es ganauer wissen wollen:

Die Flamsbahn (Wikipedia)

Die Undredal Stabkirche (Wikipedia)

Hochebene Hardangervidda (Wikipedia)

Das Kreuzfahrtschiff Horizon (Wikipedia)




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