Es
war wie ne kleine Trauerunde heute morgen an unserem Tisch... Das
Wetter war nämlich echt bescheiden und das wo wir doch alle zusammen
auf den Preikestolen steigen wollten. Über uns hingen dunkle Wolken
und zeitweise ließen sie dicke Regentropfen auf uns herunterfallen.
Mal wurde es wieder ganz hell dann aber wieder dramatisch düster.
Das Wetter wusste nicht was es will und wir wussten es auch noch
nicht. Sollten wir die Tour wagen oder nicht? Wenn die
Regenwahrscheinlichkeit hoch wäre dann würden wir keinesfalls auf
den Wanderpfad gehen das war klar. Es musste auf jeden Fall trocken
und relativ beständig sein.
Papa
ging mit mir noch ne Weile raus zum Laufen und Fotos machen. Dabei
entschied er dass wir jetzt einfach mal losfahren in Richtung
Preikestolen dann würden wir schon sehen was das Wetter macht. Wir
hatten wohl Glück, das Wetter wurde fast mit jedem Kilometer besser
und als wir am Parkplatz der Preikestolenhütte ankamen schien die
Sonne. Papa hat die Wanderschuhe aus der Kiste hinten herausgeholt
und meine Kraxe bereitgemacht. Außderdem packten wir 3 Liter Wasser,
Wursdosen, Käse, Brot, Obst und Schokolade in den Rucksack.
Papa
nahm natürlich wie immer den Fotoapparat sowie auch den zweiten Akku
mit - sicher ist sicher dachte er wohl. Mama schnappte mich und Papa
den Rucksack dann gings voll motiviert los in Richtung Felskanzel.
Gleich das erste steile Stück zeigte Mama und Papa dass die nächsten
zwei Stunden die für die gut 300 Höhenmeter veranschlagt wurden
kein Sonntagspaziergang sein würden. Ich mit Kraxe wiege in etwa 12
kg und der Rucksack vielleicht 8 kg oder so was die Sache noch etwas
schweißtreibender machen könnte.
Der
Preikestolen ist einer der meist besuchten Sehenswürdigkeiten des
Landes. Man liest unterschiedliche Zahlen aber so ca. 150000 Menschen
laufen da anscheindend jedes Jahr in den Sommermonaten hoch. Der
Wanderweg ist in der Hochsaison anscheinend durchgehend mit Leuten
gespickt so dass alle fast Hand in Hand gehen könnten. Wir haben ja
Vorsaison und es ging wirklich gut vom Andrang her. Jedoch bräuchte
man auch jetzt echt keine Wegweiser denn irgenjemand ist immer in
Sichtweite. Man muss ganz einfach nur den Leuten vor einem nachlaufen
die vom Aussehen und von ihren Sprachen her wirklich aus allen
möglichen Ländern kommen müssen.
Laut
Internet seien keinerlei tödlichen Unfälle weder auf der Route nach
oben noch auf der Felskanzel bekannt... Nur zwei Lebensmüde hätten
sich bis heute die 600 m freiwillig von dem etwa 25 x 25 m messenden
Felsplateau in die Tiefe gestürzt. Das Felsplateau ist anscheinden
das Resultat einer Frostsprengung vor etwa 10000 Jahren.
Wir
kamen gut voran und die Tour war recht kurzweilig. Ein großer Teil
des Weges ist auf Felsbrocken oder mehr oder weniger präparierten
Steinwegen gut begehbar. Manchmal muss Papa Mama die Hand geben um
ihr hier und da bei größeren Schritten besseren Halt zu geben. Ich
merke hinten drauf dass meine Eltern so langsam den Rhytmus gefunden
haben und sogar ihren Spass an der Anstrengung haben. Manchmal gehts
ganz schön tief runter aber die Aussichten sind toll und es ist
amüsant was einem hier oben für Leute begegnen. Dicke und dünne
Menschen, ältere Paare, Familien mit Kindern, Herren mit Hund, ein
paar Kollegen mit Kraxe und sogar Damen die Schuhe tragen bei denen
man annehmen könnte dort oben wäre die Preikestolen- Disco. Eine
super Sache ist das.
Wir
waren genau in der Zeit und kamen nach etwa zwei Stunden vor der
letzen Kurve an. Wahnsinn wie man hier schon über manch Kante nach
unten sieht. Wir können es kaum glauben als wir der Zielgeraden zur
Felskanzel näher kommen. Papa dachte immer man komme von hinten an
die Felskanzel heran und kann dann ganz nach Lust und Laune immer
weiter nach vorne gehen aber dem war nicht so. Man muss schon noch an
der Felskante entlang laufen neben der es wenige Meter weiter drüben
bereits atemberaubende 600 m senkrecht, teilweise überhängend nach
unten geht. Unten schimmert der blaugrüne Lysefjord auf dem man die
Schiffe fast nur noch an ihrer Spur im Wasser erkennt. Absolut
einzigartig wie man sich da fühlt.
Alle Achtung vor Mama die das
alles gut gelaunt und ohne mit der Wimper zu zucken mit mir auf dem Rücken gemeistert hat obwohl sie früher ja mal
starke Höhenangst hatte. Wir fühlten uns ehrlich erst total unwohl
als wir die Leute sahen wie sie sich an die Kanten des Plateaus
setzten, ihre Füße nach unten baumeln ließen oder sich an der Kante
entlang liegend fotografieren ließen. Die einen würden sagen dass
ist ja echt mutig aber andere zu denen wir auch gehören denken eher
an groben Leichtsinn. Allein dort oben wäre das noch relativ
sicher aber mit zig oder hunderten anderen fremden Leuten um
sich rum die alle wie im Hühnerhaufen durcheinanderlaufen um das beste Foto zu machen ist allein das
Zuschauen doch schon recht beängstigend. Das macht echt nasse Hände.
Wir
meistern die letzte Kurve und ausgerechnet in dieser halten meine
Eltern noch ein nettes Schwätzchen mit einem Allgäuer aus
Nesselwang. Oben auf dem Plateau angekommen lassen wir den Ausblick auf uns wirken. Wir genießen wir die Sonne, machen einen Rundgang und vespern erst mal gemütlich. Wir schießen ein paar Fotos bis dann leider der Akku
erschöpft ist. Der zweite Akku war genauso leer wie der erste was
heute nen kleinen Knick in den ansonsten perfekten Tag gemacht hat
aber was solls – wir haben ja alles mit eigenen Augen gesehen.
Sogar
eins meiner Kuscheltiere hab ich extra bis mit nach ganz oben
getragen damit auch er einmal in seinem Leben dieses luftige
Hochgefühl haben kann. Henry, das selbstgestrickte Erdmännchen das
ich von Mamas Freundin Esther bekommen habe, hat mit mir die geniale
Stunde auf der Felskanzel verbracht und wird mich immer dran
erinnern. Danke Esther!
Ohne
ein weiteres Foto trug mich Papa wieder nach unten und auch das lief
wie geschmiert. Alles gut. Wir fuhren noch bis nach Bjorkenes kurz
vor Mandal an dessen Sandstränden wir die nächsten anderthalb Tage
verbringen wollen.
Bis
dann, wir sind alle ganz geschafft.
Juna
Ok, die Schaufel hat mehr Zähne als ich |
Los, beweg dich |
Guten Morgen doofes Wetter! |
Hier Papa, ein Stein - dieses mal ists wirklich ein ganz besonderer |
Ich liebe Supermärkte... |
... aber die Preise hauen mich echt um. |
Mein Freund Henry darf heute auch mit |
Kleine Stärkung zwischendurch |
Wir habens geschafft... |
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