Donnerstag, 4. Juni 2015

Tag 38 - Spektakulär

Es ist Donnerstag der 04. Juni und Fronleichnam. Zumindest ist zu hause in Deutschland Fronleichnam denn hier gibt’s den anscheinend nicht. Bei uns zu hause solls heute 30 °C heiß werden. Ob die Skalen der Thermometer hier auf der Hardangervidda Hochebene überhaupt so hoch gehen? Bei uns hatte es jedenfalls nur 5 °C am Morgen. Um unseren Parkplatz rum siehts im wahrsten Sinne des Wortes echt cool aus und beim Frühstück genossen wir die schöne Aussicht. Papa schlürfte noch am heißen Kaffe, Mama aß ihr Müsli und ich knabberte am Apfelschnitz während ich auf einmal jemanden direkt an unserem Seitenfenster vorbeilaufen sah. Es war ein einzelner älterer Mann der dann gleich Fotos vom gefrorenen See machte.

Ui, da kam gleich noch jemand ums Eck. Ich dachte mir dass das bestimmt seine Frau wäre und in dem Fall wohl ein Auto hinter uns zum Fotostopp angehalten haben musste. Oh, da kommen noch welche und noch ein paar und hä, was ging denn jetzt ab? Bestimmt 50 Leute liefen hektisch und chaotisch links und rechts an unseren Fenstern vorbei und blieben eigentlich rund um unseren Frühstückstisch stehen um die Landschaft zu fotografieren. Es war ein Fotostopp, jedoch von einem Reisebus mit lauter Franzosen!

Ich hatte auf einmal alle Hände voll zu tun um den vielen Leuten klopfen und winken zu können. Manche kuckten ganz interessiert, wieder andere mal mehr oder weniger beiläufig auf unseren Frühstückstisch und vor allem auf mich im Schlafanzug. Ich glaube für einige war ich, das winkende Baby am Fenster, die eigentliche Attraktion des Fotostopps. Alle lachten, winkten zurück oder schnitten Grimassen. Ich wurde sogar ein paar mal von einer Frau durchs Fenster fotografiert. Die Frau hat dann aber glaub Schimpfe von ihrem Mann bekommen der wahrscheinlich gesagt hatte dass sie das nicht tun sollte. Das war ein lustiger Start in den Tag.

Wir fuhren nun über die Straße 7 auf der Hardangervidda Hochebene was vor allem Papa landschaftlich sehr beeindruckt hatte. Diese Hochebene ist vor allem beliebt bei Skifahrern denn wir sehen viele Skigebiete, Pensionen und Liftanlagen. Manche überqueren diese Hochebene zu Fuß oder per Langlaufski wofür sie etwa 7 bis 8 Tage einplanen müssen. Der Großteil der Hochebene liegt über der Baumgrenze und zeigt sich karg und steinig.

Es kam auch wieder eine Baustelle an der man wie meistens an norwegischen Straßenbaustellen von einem extra Fahrzeug dem man hinterherfahren muss durchgeführt wird. Einige Kilometer später stand eine kleine Autokolonne vor uns die vor einer Schranke gewartet hat an der rote Lichter blinkten. Ein Mann fuhr neben uns und kurbelte sein Fenster runter. Er erzählte uns dass oben auf dem Pass Eis und Schnee lägen und sie gerade die Straße freiräumen würden. Wir sollten warten bis er uns Bescheid gibt und müssten dann im Konvoi ihm hinterherfahren.

Wir stellten uns auf eine längere Pause ein und ich wurde abgeschnallt. Ich durfte auf dem Armaturenbrett turnen und Mama machte uns einen Joghurt mit frischen Pfirsichen. Es dauerte aber nur etwa 20 Minuten und der Mann winkte uns zu wir könnten ihm jetzt alle hinterherfahren. Wir schraubten uns auf über 1260 Meter hoch und sahen ohne Ende Schneemassen um uns rum. Die Straßenkanten waren frisch gefräst und Papa hoffte dass wenigstens die Straße trocken bleiben würde. Die Fahrt war an sich dann kein Problem und nur ganz oben auf der Kuppe lag ein bisschen Eis und Schnee auf dem Weg.

Danach ging es zügig wieder nach unten und die Landschaft wechselte unglaublich schnell ihre Farben von grau- weiß nach grün. Auf unserem weiteren Weg soll anscheinend einer der bekanntesten Wasserfälle Norwegens liegen hatte Mama im Aldi- Reiseführer gelesen. Der Voringfossen hat eine Fallhöhe von 182 m. Wir hielten an einem Parkplatz oberhalb der Wasserfälle und danach an einem weiter unten. Von beiden Stellen aus konnte man die Wassermassen die Berge runterrauschen sehen und hören. Am unteren Parkplatz jedoch waren an vielen Stellen gar keine Absperrungen an den Klippen! Man könnte wenn man so mutig bzw. so risikobereit wäre bis ganz nach vorne an die Kante gehen. Viele machen dies sogar und uns wird beim Zusehen schon etwas mulmig. Eine Edelstahlfigur erinnert an Gertraud, eine Frau aus Österreich, die hier 2011 abgestürzt war. Ihr Mann wollte sie vor dem Abgrund fotografieren, sie trat einen Schritt zu viel nach hinten und stürtze leider in die Tiefe.

Ich freundete mich noch mit ein paar Trollen an, wir sahen einen Kreisverkehr mitten im Tunnel und wir fanden einen sehr schönen Campingplatz in Kinsarvik. In dieser Gegend blühen sogar noch die Obstbäume denn das hier sei das Zentrum des norwegischen Obstanbaus. Es stehen rund 500000 Bäume in der Gegend rund um Lofthus was etwa einem fünftel des gesamten norwegischen Obstbaumbestandes entspricht. Papa ging mit uns noch angeln aber darauf möchte ich jetzt nicht so genau eingehen denn außer zweier abgerissener nagelneuer Haken wars wieder mal nix...

Bis morgen!



Juna



Hey guten Morgen ihr Franzosen. Was macht ihr denn alle hier?


Wir folgen dem Pace Car :-)


Schöne alte Holzkirche in Hol. Leider abgeschlossen.



Zwangspause vor der Schranke


Volvo Radlader mit Schneefräse

Am oberen Parkplatz des Voringfossen

Der Voringfossen von oben




Hinter den Bäumen gehts senkrecht nach unten



Der Voringfossen von unten

Langsam find ich die Trolle doch ganz ok



Kreisverkehr mitten im Tunnel

Unser Stellplatz in Kinsarvik









Für die, die es ganauer wissen wollen:

Der Voringfossen (Wikipedia)

Obstanbau in Lofthus (Wikipedia)

Östereicherin stürzt in den Tod (Artikel aus oe24)




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