Mittwoch, 10. Juni 2015

Tag 44 - In den Bunkern von Hirtshals

Heute morgen kam Papa freudestrahlend vom Spülen zurück. Er hat uns lachend erzählt dass erst von Markus die freudige Nachricht über die Geburt seiner ersten Tochter "Romy Malou" kam. Nur Minuten später im gleichen Whatsapp- Chat verkündete auch Armin die Geburt seiner zweiten Tochter "Florentine". Wir freuen uns sehr darüber und haben beschlossen bei nächster Gelegenheit auf Eltern und Kinder anzustoßen.

Ich insbesondere hoffe mit Romy Malou und Florentine auf zwei neue Freundinnen in meinem Leben und freu mich schon auf die Zeit mit den beiden. Wir wünschen uns dass es vor allem den Müttern und ihren frisch auf die Welt gekommenen Babys gut geht und übermitteln viele Grüße an die stolzen Väter. Ich glaub ich sah es Papa an dass er in dem Moment ein bisschen wehmütig realisiert hat dass er beim Papabier leider nicht dabei sein kann.

Nach einer ausgiebigen Stärkung am draußen gedeckten Tisch fuhren wir los auf den Parkplatz des Bunkermuseums der nur ein paar Hundert Meter entfernt war. Hier parkten wir direkt neben einem alten Motorrad dessen Fahrer aus Deutschland war und gerade abstieg. Es war eine alte 400er Horex und Papa schaute sie sich ne Weile an. 

Wir gingen also wieder am Leuchtturm vorbei in Richtung Bunkermuseum. Der Grundstein für den Leuchtturm wurde 1860 gelegt. Er wurde 1863 erstmals unter König Friedrich dem 7. in Betrieb genommen. Der Leuchtturm ist 35 m hoch und die Fokushöhe beträgt 57 m. 1914 wurde ein Glühstrumpfbrenner für Petroleum installiert der dann wieder 1939 durch elektrische Birnen ersetzt wurde. 1973 wurde der Leuchtturm automatisiert und ist immer noch in Betrieb.

Das Bunkermuseum aus der Zeit des 2. Weltkrieges war jetzt geöffnet und wir gingen durch die engen Gänge und Treppen hinein. Die Deutschen hatten strenge Regeln für den Bau ihrer Bunker entwickelt und die Stahlbetonwände sind z.B. in diesem sogenannten Regelbau für permanente Stellungen mindestens 2 m dick. Die sogenannten verstärkten feldmäßigen Ausbauten waren aus 0,4 bis 1 m dickem Beton. 

In diesem wie damals ausgestatteten Mannschaftsbunker befindet sich die Ausstellung über die 10. Batterie und Hirtshals. Hier bekommt man einen kleinen Einblick in das tägliche Leben innerhalb und außerhalb der Bunker. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen hier für längere Zeit quasi eingesperrt zu sein. Alles ist eng, kalt  und ungemütlich. Ich glaube die Menschen hier hatten bestimmt oft Angst.

Während des 2. Weltkrieges baute die deutsche Wehrmacht 7500 Bunker in Dänemark. Dieses ist somit das größte Bauwerk Dänemarks überhaupt. 6000 Bunker davon waren Teil von Hitlers Atlantikwall der sich von Spanien bis bis zum Nordkap erstreckte. Mit diesem Atlantikwall wollten die Deutschen die Westküste vor Invasionen durch die Alliierten verteidigen.

Die deutschen Bunker in Dänemark wurden auf Kosten Dänemarks errichtet. Man geht davon aus dass zwischen 50000 und 100000 Arbeiter aus ganz Dänemark am Bau beteiligt waren. Den dänischen Arbeitern wäre die Arbeitslosenhilfe gestrichen worden wenn sie nicht mitgeholfen hätten. Die Arbeiter und Lieferanten forderten jedoch irgendwann Geld von den deutschen Bauherren und wollten die Bautätigkeiten dadurch hinauszögern. Die deutsche Wehrmacht jedoch bezahlt gerne die Rechnungen mit Geldscheinen die die Notenpressen der dänischen Nationalbank unaufhörlich druckt.

Die Stellungen in Hirtshals wurden während des Krieges mehrfach ausgebaut und verstärkt und auch mit über 25000 Tret- und Panzerminen versehen. Es gäbe noch viel über die Anlagen hier und ihre traurige Geschichte zu erzählen aber ich mach hier besser mal mit dem geschichtlichen Teil Schluss.

Wir gingen den ganzen Morgen in den über 3,5 km langen Laufgräben umher und haben uns alles angeschaut. Wir haben noch mal den Horex- Fahrer getroffen und Papa hat länger mit ihm geredet. Er war auf dem Weg auf ein Horex- Treffen nach Norwegen. Ich bin mit Mama derweil einen steilen Sandhang heruntergeschlittert um am für mich riesigen Sandstrand wieder Muscheln und Steine zu sammeln. Später kam Papa dazu und wir genossen noch eine weitere Stunde an dem Strand mit der dramatischen Geschichte.

Nachmittags fuhren wir dann weiter in Richtung Sondervig. Hier gingen wir da es schon wieder ein bisschen spät war auf einen Camping mit sogenanntem Quickstop. Das ist eine günstige Übernachtungsmöglichkeit für Durchreisende.


PS: Heute sind uns während der Fahrt einige Dinge aufgefallen die sich deutlich von Skandinavien unterscheiden.

Was jetzt auf ein mal anders ist:

  • Weiße Straßenmarkierungen statt gelbe
  • Backsteinhäuser statt Holzhäuser (wobei die Backsteine oft nur Fassade sind)
  • Es gibt Ortsschilder am Ein- und Ausgang von Ortschaften
  • Es gibt auf einmal wieder total designte Firmengebäude und Einkaufszentren
  • Alles ist flach hier und nicht mehr so bergig
  • Es gibt Wahlplakate und überall Werbung, das haben wir weiter oben nie gesehen
  • Man sieht auf einmal wieder Autohändler, Waschstraßen
  • Es gibt Fahrradwege
  • Wir haben wieder deutlich mehr Straßenverkehr
  • Wir vermissen ein wenig die schneebedeckten Bergspitzen, die vielen Fjorde und Seen sowie die kilometerlangen Fahrten allein auf der Straße...

Bis morgen!


Juna





Hui, hier drin ists aber dunkel und etwas unheimlich

Original ausgestatteter Schlafraum im Mannschaftsbunker




Bunker mit Kanonenfundament

In den Laufgräben

Blick aus einem Kanonenbunker


Hoffentlich verlauf ich mich nicht, alles sieht hier so ähnlich aus

Menno, meine Puste reicht noch nicht aus um die Schirmchen fliegen zu lassen

Gebt mir noch ne Schaufel und ich zeig euch  wie man Sand von A nach B bewegt



Schützenbunker




Alte Signalkanone


Unterwegs in Dänemark






Für die, die es genauer wissen wollen:






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